Mentor, Berater, Coach oder Trainer

Je nach Situation ist eine Führungskraft unterschiedlich gefordert. Doch was bedeutet das im Einzelnen? Sicherlich kennen viele von Ihnen folgende Situation: ein Mitarbeiter kommt zu Ihnen und fragt: „Chef, wie soll ich diese Aufgabe erledigen?“ Individuell nach Führungsverständnis des Angesprochenen wird diese Situation gelöst. Aber wie genau? Gehen wir jedoch mal auf ein einfacheres Beispiel. Ein Kind steht vor Ihnen und möchte das Fahrradfahren lernen.

Wie reagiert in diesem Fall der Mentor? Sie wissen es nicht genau? Was ist ein Mentor? Was macht ein Mentor an dieser Stelle? Hier ein paar Antworten: Ein Mentor versteht sich sozusagen als „väterlicher Freund“. Was tut ein solcher „Vater“ in dieser Situation? Er versucht seinen „Schützling“ vor Schaden zu bewahren? Er möchte auf keinen Fall, dass sein Gegenüber in eine Falle tappt, in der er vielleicht schon einmal gefangen war oder die sich aus seiner Sicht auftut. Er will also partout nicht, dass das Kind mit dem Fahrrad stürzt. Folglich macht er es unter Umständen selbst erst einmal vor. Er radelt also los und sagt dem Kind „Schau genau hin wie ich trete“. Das Kind schaut auch genau hin. Kann es jedoch dadurch allein das Fahrradfahren erlernen? Wohl nicht so schnell. Ohne Eigenerfahrung wird das sehr schwierig. Wohl aber kann das Kind sehen, dass es den Lenker festhalten soll. Oder dass der Sattel zum Sitzen da ist.

Was macht der Berater? Er berät das Kind, wie es auf den Sattel kommt, oder welche Fahrradgröße am Anfang optimal wäre. Er gibt Tipps, was sinnvoll wäre wenn man Fahrradfahren will. Eventuell macht er als guter Berater auf Gefahren aufmerksam. Er weiß als Fachmann für Fahrradfahren genau, was wichtig ist wenn jemand Fahrrad fährt und erfragt was für das Kind beim Fahrradfahren von Nutzen sein könnte. Er fragt, welches Ziel das Kind durch das Fahrradfahren erreichen möchte. Anschließend präsentiert er bedarfsgerecht Lösungen, wie das Kind das Fahrradfahren erlernen könnte. Vielleicht drängt er noch darauf doch wirklich das Fahrradfahren zu lernen. Und vielleicht zeigt er durch Nennung der erfahrenen Wünsche und unterschiedliche Techniken dem Kind auf, dass es unabdingbar sein wird Fahrrad fahren zu können. Lernt dadurch das Kind wie es mit dem Fahrrad fahren kann? Das nicht aber es bekommt durch den Berater Vorteile und Nutzen aufgezeigt und wird im Wunsch Fahrrad fahren zu können bestätigt.

Wie geht ein Coach an das Thema Fahrrad fahren heran? Ihm ist unter Umständen nicht bewußt was Fahrradfahren ist. Er steckt Ziele ab, damit er weiß was das Kind möchte. Vorab klärt er ob überhaupt und wenn dann welche Erfahrungen das Kind bereits mit dem Fahrrad fahren gemacht hat. Danach erarbeitet er mit dem Kind eine „Strategie“, welche Schritte das Kind als nächstes gehen kann, damit es das Fahrradfahren erlernt. Sollte er als Einzelcoach individuell auf das Kind eingehen können, ist das sicherlich die wirkungsvollste Methode. Der Coach begleitet das Kind solange, bis es aus eigener Kraft  vielleicht zuerst rollt und später eigenständig fahren kann. Je nach Ziel kann dieser Prozeß bis zum „gerade Mal eben auf den Fahrrad halten“ oder auch noch weiter gehen. Er ist dort zu Ende, wo eigene Erfahrungen oder Kenntnisse zur Verbesserung nicht mehr ausreichen. An einem Punkt, an dem das Kind selbst nicht erkennt was erforderlich ist, um zum Beispiel schneller zu werden. Also zu einer Zeit, in der ein Spezialist im Thema weiterhelfen kann.

Der Trainer ist ein ausgewiesener Spezialist und kennt Wege, die das Erlernen des Fahrradfahrens ermöglichen. Er fragt vor dem Beginn die Erwartungshaltung des Kindes ab. Idealer Weise kennt er Methoden, die dem Kind helfen, dass es schnell sehr sicher im Sattel sitzt. Er ist nicht nur selbst bereits Fahrrad gefahren sondern kann sehr gut vermitteln, wie es ist, das Fahrrad zu beherrschen. Unter Umständen gibt er Hilfestellungen oder stützt bei anfänglichen Versuchen zum Beispiel mit Stützrädern ab. Er beobachtet genauestens die Fortschritte des Kindes und gibt Tipps, die seiner Erfahrung nach beispielsweise zu  einem schnelleren Fahrradfahren führen können. Eventuell nutzt er in Gruppen die Erfahrung und Unterstützung anderer oder den Wettbewerb (Stichwort soziales Lernen). Er begleitet das Kind solange, bis die vorher geäußerten Erwartungen erfüllt sind. Er ermutigt das Kind etwas auszuprobieren ohne Druck aufzubauen.

Zurück zur eigentlichen Frage des Mitarbeiters „Chef, wie soll ich diese Aufgabe erledigen?“ Entscheiden Sie selbst, wer in der jeweiligen Situation gefragt ist. Es gibt Situationen, bei denen sind Sie Mentor und anders ist diese Situation auch nicht zu lösen. Genau wie es an anderer Stelle sinnvoll sein kann mal nur Tipps zu geben oder den Mitarbeiter nur zu begleiten, damit er die Stärken in sich selbst entdeckt. In vielen Situationen hilft Ihnen der Spezialist, dem bewußt ist, wie es geht. Der aber auch genau weiß, wie er den Mitarbeiter begleiten kann, damit der in Zukunft das Thema eigenständig löst.